Thema: Das amerikanische Problem
Führende
Personen in der Regierung Bush äußerten sich abfällig über Europa, als dieses
ihm nicht Jubelnd in den Irakkrieg folgen wollte. Die Kritik zielte in erster Linie
in Richtung Deutschland und Frankreich. Man sprach von dem „alten Europa“,
welches rückständig sei und nicht mit der Zeit ginge. England sparte man bei
der Kritik aus, da England zwar formal ein souveräner Staat ist, aber seine
Souveränität nach dem 2. Weltkrieg aufgab und seit dieser Zeit nur noch als
Erfüllungsgehilfe amerikanischer Interessen in Erscheinung tritt.
Die Kritik
der Amerikaner kommt nicht von ungefähr. Sie beruht auf einem tief verwurzelten
Neidgedanken. Die großen Kulturnationen in Europa können alle auf eine über
1000jährige Geschichte zurückblicken, in der sie die damalige Welt (Europa)
geprägt haben. Die Kämpfe um Macht, Einfluss und Religion wurden in den letzten
500 Jahren in erster Linie von Deutschen und Franzosen, später auch den Russen,
ausgetragen, wobei alle Parteien große Siege errungen haben, aber auch
schmerzliche Niederlagen hinnehmen mussten. Aber etwas lernten die Beteiligten
dieser Auseinandersetzungen: Das man nach einem Sieg einen Frieden schließen
muss, der den Besiegten zwar schwächt aber nicht demütigt. Aufgrund der
Konstellation in Europa konnte man nie wissen, ob man den aktuellen Gegner
nicht in der Zukunft als Verbündeten braucht. Diesen Lernprozess gab es bei den
Amerikanern nicht. Sie haben keine eigenständige Kultur entwickeln können,
sondern haben sich ein Sammelsurium der europäischen Kultur zusammengebastelt.
Dieses kulturelle Defizit belastet sie und sie versuchen dies durch ihr
übersteigertes, selbstbewusstes Auftreten zu kaschieren.
Dies wird besonders im militärischen Bereich deutlich.
Auch hier hat Amerika kaum etwas vorzuweisen. Bis auf den 1. und 2. Weltkrieg,
wo man erst gegen Ende bzw. erst später als „Juniorpartner“ in einen Krieg
eintrat, den man schwerlich noch verlieren konnte, hat Amerika keine Siege
erringen können. Ob Korea, Vietnam, Afghanistan oder der Irak, in allen Kriegen
brachten sie Tod, Elend, Chaos und Terror in die Länder. Sie traten als
Befreier auf, weil sie meinten, alle Menschen müssten den „American way of live“ als erstrebenswertes
Ziel der Freiheit ansehen. Nur nach dem Ende des Krieges und dem Abzug der
Amerikaner ging es den Ländern bedeutend schlechter als vorher.
Also warum führt Amerika diese Kriege, die in der Regel
Angriffskriege sind, und lässt die Menschen nicht in dem politischen System leben,
welches sie sich geschaffen bzw. mit dem sie sich arrangiert haben. Amerika
will den großen militärischen Sieg. Es will sich in die Reihe der ruhmreichen
Staaten einreihen, die aus einer großen Schlacht als Sieger hervorgegangen
sind. Diese Sehnsucht ist auch die große Gefahr, die von den USA ausgehen. Sie wollen diesen großen Sieg und darum müssen sie
immer wieder versuchen, neue Krisenherde aufzubauen und den potenziellen Gegner
stark zu reden, indem man ihm unterstellt, alle möglichen Vernichtungswaffen zu
besitzen. Das Schlimme daran ist nur, dass Amerika keine Kriege gewinnen kann,
dies aber nicht einsehen will. Der Grund dafür liegt darin, dass die Amerikaner
immer auf fremdem Boden kämpfen und ihr eigenes Land niemals durch
Kriegseinwirkungen direkt bedroht war. Sie werden somit nie als Befreier
gesehen, sondern immer als Invasoren oder Angreifer. In allen Kriegen, die
Amerika führte, waren sie nie Befreier, da es den Menschen nachher meistens
schlechter ging als vorher.